Die Wanderung des Frühlingspunktes
Der Frühlingspunkt ist der Moment der Tag- und Nachtgleiche. Vor ca. 2100 Jahren ging die Sonne am Frühlingspunkt dort auf, wo die abendländische Astrologie ihn heute noch setzt. Seitdem gibt es Debatten wegen der Grenze der Tierkreiszeichen. Der heutige Frühlingspunkt liegt bei 5°11’ Fische, wenn die Wanderung der Erdachse als Kreiselbewegung zum Maßstab genommen wird. Astronomisch und für die meisten abendländischen Astrologen sind dann nur noch die letzten (astronomisch) und die ersten (astrologisch) 5°11’ eines Zeichens identisch. Jedes Jahr bei der Rückkehr der Sonne zum Frühlingspunkt
ist die Eigendrehung der Erde bei ihrer Umkreisung der Sonne vor dem Hintergrund der anderen Sterne durchschnittlich 50 ´´ (
Bogensekunden
) auf der Ekliptik rückwärts gewandert. Dies geschieht wegen der wechselseitigen Gravitationskräfte der Mondrotation um die sich drehende Erde bei gleichzeitiger Zugkraft der Sonne auf die Erdbahn, der sogenannten Lunisolaren Präzession.
Die Wanderung des Frühlingspunktes im Weltenjahr
In etwa 25.920 Jahren hat der Frühlingspunkt den
Tierkreis
durchwandert, seit der Antike das
Weltenjahr
genannt.
Abb.: Die Gradzahlen geben Tierkreisbildergrenzen an. Im Unterschied zu den aus Kalendergründen gleich lang definierten Tierkreiszeichen entsprechen die Tierkreisbilderlängen dem Anblick des nächtlichen Himmels.
Die oben erwähnten durchschnittlichen 50´´ summieren sich so, dass der Frühlingspunkt in 72 Jahren
1°
auf der Ekliptik wandert. Das ist ein
Weltentag
. In etwa 2160 Jahren rückt er um
30°
weiter. Das ist ein
Weltenmonat
.
Die indische Astrologie hat diesen astronomischen Frühlingspunkt beibehalten. Dies hat möglicherweise kulturell - philosophische Gründe. Die östliche, indische Kultur - vom Hinduismus geprägt - sieht die Persönlichkeit nachrangig hinter Karma–, Ahnen- und Kastensymbolen, mit der astronomischen Präzession am und der
Einteilung von 27/28 Mondhäusern vor dem Sternenhimmel. In Indien ist der Tag- Nachtrhythmus aber auch immer +/- 12 Stunden und die Lebendigkeit richtet sich nach diesen Mondrhythmen und Regen-/Trockenzeiten.
Die westliche, abendländische Astrologie hat seit dem Christentum den Begriff der persönlichen Willensfreiheit, entsprechend setzen die meisten europäischen und amerikanischen Astrologen den Frühlingspunkt mit dem Beginn des Zeichen Widder gleich, zur Zeitenwende - einige Jahrzehnte vor Christi Geburt - war er dort. Vor allem aber haben wir in den gemäßigten Breiten jedes Jahr zur gleichen Zeit am Frühlingspunkt die für uns dominierende Erfahrung, das der Tag-/Nachtrhythmus sich neu ausgleicht und von neuem beginnt. Unabhängig von seiner Zeitanzeige des Weltenjahres im Tierkreis. Für uns Bewohner der gemäßigten Klimazonen bedeutet der Sieg der Lichtkraft über die Nacht den Beginn eines neuen Zyklus der Natur, im Unterschied zu den Sternpositionen hinter dem scheinbaren Sonnenlauf in mediterranen und tropischen Klimata.